Beim Fernsehen - das liegt wohl in der Natur der Sache - wurde sowohl von den Zuschauern als auch von den Technikern stets das Bild für das Wichtigste gehalten. So nimmt es nicht wunder, daß sich die Weiterentwicklung des Fernsehtons eher im stillen und verborgenen vollzog. Erst die Einführung von Dolby Surround und Audiodeskription, deren technische Grundlagen schon seit langem gängige Praxis sind, haben den Fernsehton, zumindest für Blinde und Sehbehinderte, mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Aber auch deutliche Veränderungen der Auffassung der Filmemacher von ihrem Medium spielen dabei eine Rolle. Während es die Technik den Sehenden mit dem Bild recht leicht macht, sind für den Empfang eines guten Tons allerhand Überlegungen und vor allem die richtigen Geräte erforderlich. Dieser Beitrag soll Ihnen ein paar Hinweise dazu geben.
Beim Fernsehen sind 3 Tonmodi üblich:
Da ein Fernsehempfänger von sich aus Zweikanalton und Stereo nicht voneinander unterscheiden kann, diese aber unterschiedlich behandelt werden müssen, senden die Fernsehanstalten zusätzlich Codesignale zur Einstellung des Tonmodus. Ihr Fernseher bzw. Videorecorder wird also teilweise von der Fernsehanstalt gesteuert.
Auf der Empfängerseite stehen den Sendern Fernseher und Videorecorder gegenüber. Können die Geräte zweikanaligen Ton verarbeiten, so spricht man von Stereofernsehern (was nicht ganz korrekt ist) und HiFi-Videorecordern. Monogeräte können nur den Kanal A und damit bei Mono- und Stereoton ein Monosignal und bei Zweikanalton nur den Hauptton empfangen. Festkonzerte und Audiodeskription sind damit passé. Das trifft auch auf die Normaltonspur von HiFi-Videorecordern bei Stereo und Zweikanalton zu. Auf diese Weise bleibt die Kompatibilität zum einfachen Videorecorder erhalten.
Stereogeräte legen beim Zweikanalton den Hauptton in den linken, den Nebenton dagegen in den rechten Stereokanal. So finden Sie jedenfalls das Signal am Audio Line Out-Ausgang oder auf der HiFi-Spur eines Videorecorders oder an den SCART-Ausgängen aller Geräte vor. Über Lautsprecher oder Kopfhörer am Stereofernseher hören Sie zunächst nur den Hauptton. Wenn Sie den Nebenton hören wollen, so müssen Sie diesen, meist mit Hilfe der Fernbedienung, erst einstellen. Moderne Fernseher gestatten es oft sogar, den einen Tonkanal über Lautsprecher und den anderen über Kopfhörer wiederzugeben. Die Umschaltung wirkt sich aber nicht auf den SCART Audio-Ausgang aus.
Bei Stereo wird der linke Kanal durch Addition der Tonkanäle A und B, der rechte dagegen durch Subtraktion des Tonkanals B von A erzeugt. Da durch schlechten Empfang oder Störfelder bei Stereo ein verstärktes Rauschen auftreten kann, läßt sich der Stereoeffekt bei Fernsehern abschalten. Dies wirkt sich auch auf den SCART Audio-Ausgang aus. HiFi-Videorecorder bieten diese Möglichkeit nicht. Da bei Mono nur der Kanal A gesendet wird, kann dann auch in Stereogeräten nichts mehr addiert oder subtrahiert werden; beide Stereokanäle führen das Signal des Tonkanals A, die Geräte sind zu Mono kompatibel.
Beide Geräte können auf zwei Arten miteinander verbunden werden: über Antennenkabel oder SCART. Die Antennenverbindung ist unbedingt erforderlich, wenn beide Geräte die gleiche Antenne benutzen sollen. Das Antennensignal wird dabei über den Videorecorder zum Fernseher durchgeschleift. Weil aber dabei stets der Empfangsteil des Videorecorders arbeitet, muß dieser immer ans Stromnetz angeschlossen sein, damit auch der Fernseher ein Signal empfängt. Das gleiche gilt auch für Satellitenempfänger. Im Unterschied zum Videorecorder können sie jedoch gelegentlich ganz ausgeschaltet werden. Durch diese Trennung vom Stromnetz wird dann aber auch die Weiterleitung des terrestrischen Antennensignals verhindert, so daß zum Fernsehen der Satellitenempfänger auch dann eingeschaltet werden muß, wenn er eigentlich nicht gebraucht wird. Auf diese Weise wird er zum unnötigen Stromfresser. Zum Glück lassen sich praktisch alle Satellitenempfänger auf Standby schalten. In dieser Betriebsart wird der Empfänger nicht vom Stromnetz getrennt und das terrestrische Signal kann durchgeschleift werden.
Ist der Videorecorder eingeschaltet, so haben sie im Bereich der Fernsehkanäle 32-40 einen Sender mehr im Fernseher. Das ist der HF-Modulator des Videorecorders. Es gibt auch Videorecorder ohne HF-Modulator, aber sie sind die Ausnahme. Über diesen kleinen Sender, denn nichts anderes ist so ein Modulator, können Sie sowohl mit dem Tuner des Videorecorders fernsehen als auch mit dem Recorder Videos anschauen. Auch Satellitenempfänger haben gewöhnlich einen HF-Modulator, der ähnlich arbeitet wie der im Videorecorder, nur daß er keine terrestrischen Programme senden kann.
Sie sollten diese Modulatoren aber aus 2 Gründen meiden:
Bei der SCART-Verbindung entfällt der Umweg über den Tuner des Fernsehers, dieser wird auf AV geschaltet und nur als Monitor benutzt, ähnlich wie früher ein Radio bei Tonabnehmer oder Tonband. Dabei ist die Bildqualität genau so gut wie bei Fernsehempfang. Weil der Videorecorder das Codesignal der Fernsehanstalt nur in seinem Tuner auswertet, müssen Sie nun selbst entscheiden, ob Sie es mit Stereo oder Zweikanalton zu tun haben, und den Fernseher danach einstellen. Das funktioniert sowohl beim Empfang von Fernsehsendungen als auch beim Abspielen von Videobändern. Einstellbar sind:
Bei Einspeisung eines Monosignals oder der Normaltonspur ändert sich akustisch nichts, technisch werden aber die gleichen Übertragungsmodi gewählt. Wenn Sie Videobänder mit einem HiFi-Videorecorder abspielen, dann können Sie die Tonkanäle auch am Recorder einstellen. Einstellbar sind:
Diese Einstellungen gelten außerdem für den Cynch-Audio-Ausgang, so daß Sie auch von Videobändern mit Zweikanalton mühelos nur einen Kanal kopieren können. Meist kann mit Hilfe eines Schalters der Normalton dem HiFi-Ton zugemischt werden, das ist allerdings nur empfehlenswert, wenn die Normaltonspur zur Nachvertonung genutzt wurde, ansonsten entsteht meist ein häßlicher, hohler Klang.
Es ist übrigens auch möglich beides - Videorecorder und Satellitenempfänger - gleichzeitig an einem Fernseher anzuschließen. Dabei führt man das Antennensignal zuerst über den Videorecorder und dann über den Satellitenempfänger zum Fernseher. Bei Aufnahmen terrestrischer Programme auf Video kann dann der Satellitenempfänger ausgeschaltet bleiben. Das SCART-Signal wird jedoch vom Videorecorder über den Satellitenempfänger zum Fernseher geführt. Das hat den Vorteil, daß 1. der Videorecorder auch Satellitenprogramme aufzeichnen kann und 2. kann beim Ansehen von Videos der Satellitenempfänger ausgeschaltet bleiben. Neuere Videorecorder können außerdem über die SCART-Verbindung den Satellitenempfänger so umschalten, daß über ihn Videoprogramme zum Fernseher durchgeschleift werden, auch wenn der Empfänger eingeschaltet ist. Das geht allerdings nur bei Wiedergabe eines Videobandes. Soll das Signal des Tuners des Videorecorders über SCART zum Fernseher durch den Satellitenempfänger durchgeschleift werden, so muß der Satellitenempfänger auf Standby geschaltet werden. Meist darf in diesem Fall der Satellitenempfänger auch ganz ausgeschaltet werden.
Ein Stereofernseher kann mit Hilfe eines handelsüblichen SCART-Audiokabels an einen freien Line In-Eingang der HiFi-Anlage angeschlossen werden; HiFi-Videorecorder und Satellitenempfänger haben dafür einen Cynch-Ausgang. Manche HiFi-Anlagen sind von Hause aus auf den gleichzeitigen Anschluß solcher Geräte vorbereitet. Sollte Ihre HiFi-Anlage einen Prozessor für Dolby Surround besitzen, so können Sie diese nutzen und sich damit bei entsprechenden Sendungen akustisch die Illusion verschaffen, mittendrin zu sein. Dolby Surround ist ein Spezialeffekt des Stereotons, der auch auf Videobändern mit HiFi-Ton und Tonträgern erhalten bleibt. Eines geht nicht: Sie können kein Signal über SCART vom Videorecorder oder Satellitenempfänger über den Fernseher zur HiFi-Anlage schicken. In diesem Fall überträgt die HiFi-Anlage den Fernsehton des am Fernseher eingestellten Senders. Sollte das das Antennensignal des Videorecorders sein, dann kommt in der HiFi-Anlage nur ein Mono-Ton an. Beim Empfang von Fernsehsendungen mit Zweikanalton sollten Sie die HiFi-Anlage ausschalten und die Einstellmöglichkeiten des Fernsehers nutzen. Der Grund: Sie hören links den Hauptton und rechts den Nebenton. Auf die Probleme mit älteren Satellitenempfängern und Zweikanalton wurde bereits hingewiesen.
Wollen Sie auf die Klangfülle Ihrer Anlage nicht verzichten, so bleiben Ihnen nur 2 Möglichkeiten:
Für Fernsehmitschnitte ist der HiFi-Videorecorder sicher das geeignetste Gerät, denn er zeichnet nicht nur das Bild auf, er behandelt auch den Ton automatisch richtig. Spielt man die Kassetten aber auf einem einfachen Recorder ab, dann ist auch nur ein Monosignal bzw. der Hauptton zu hören, weil nur die Normaltonspur abgespielt werden kann, und da ist eben nur der Normalton drauf. Da ist mit Stereo nichts zu machen, es sei denn, man kauft sich irgendwann einen HiFi-Videorecorder. Beim Zweikanalton dagegen läßt sich Abhilfe schaffen, indem man mit einem HiFi-Recorder den Nebenton mit der Nachvertonungsfunktion auf die Normaltonspur kopiert. Da der Hauptton im linken Kanal der HiFiSpur erhalten bleibt, läßt sich diese Aktion jederzeit wieder rückgängig machen. Das gleiche Verfahren muß bei der Kopie mit 2 HiFi-Recordern angewendet werden, da zunächst beide Kanäle als ein Mischsignal auf die Normaltonspur kopiert werden, schließlich erwartet der aufnehmende Recorder ein Stereosignal. Das ist dann ein Durcheinander beider Kanäle und als Ton nicht zu gebrauchen. Die nachträgliche Kopie eines einzelnen Tonkanals von der HiFi-Spur auf die Normaltonspur behebt diesen Fehler. Bei der Kopie von der Videokassette auf andere Tonträger kann man die zu kopierenden Tonspuren in der bereits beschriebenen Weise am Videorecorder wählen. Problematisch wird es erst, wenn man eine Zweikanalton-Sendung mit einem reinen Tonrecorder aufnehmen will. Bei Spulentonbandgeräten nimmt man stereo auf und wählt dann die Spur zur Wiedergabe (Spur 1 = Hauptton, Spur 2 = Nebenton). Bei Minidisc und DAT-Recorder hat man das Problem, daß sich eine einzelne Spur nicht oder nur mit etwas Bastelei abhören läßt. Im Notfall bleibt hier nur der Balanceregler der HiFi-Anlage. Viele Satellitenempfänger haben Digitalausgänge, an die DAT- und MD-Recorder angeschlossen werden können. Die Empfänger besitzen dann soganannte Analog-Digital-Wandler (A/D-Wandler), mit denen sogar der Ton von Videos oder des terrestrischen Fernsehens digitalisiert werden können.
Bei Audiocassetten kommt noch ein Problem hinzu: Hat man erst mal den Zweikanalton in stereo aufgenommen, so kann ein zur Wiedergabe benutztes Monogerät die Tonspuren nicht voneinander trennen. Folgende Lösungsvarianten sind möglich:
Daß man sich als Sehbehinderter oder Blinder möglichst gute Tonträgergeräte kaufen sollte, bedürfte eigentlich keiner Erwähnung, wenn da nicht das leidige Problem der schlechten Bedienbarkeit wäre. So manches an sich gute Gerät bleibt vielleicht gerade deshalb ungekauft. Hinzu kommt mitunter noch eine falsche oder schlechte Beratung, die eher von den Bedürfnissen des Händlers als von denen des Kunden ausgeht. Mein Rat:
Und noch ein Tip:
Helfen Sie sich gegenseitig! Nicht jeder Blinde braucht gleich teure Videogeräte, wenn er
nur gelegentlich einen Audiodeskriptionsfilm hören möchte. Vielleicht findet sich ein technisch versierter Freund oder Angehöriger, der die gewünschte Tonspur auf eine Audiokassette kopiert - aber richtig!
© 2002 by Falk Webel
Erstellt am Mi, 25.09.02, 11:47:00 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/alltag/berichte/fernseh.shtml