Für viele Blinde ist der so genannte Schnipsgummi ein praktisches Hilfsmittel.
Man kann kleine Dinge kennzeichnen, ohne sie zu beschädigen und das sogar ohne großen Aufwand. Auch ich habe immer zwei, drei solche Dinger in der Hosentasche. Sie haben mir schon viel geholfen. Manchmal allerdings kam fremde "Hilfe" dazwischen, die meine Arbeit eliminierte.
Das schönste an meinem Kleingarten ist, dass in der Laube ein kleiner Kühlschrank steht, in dem ich mein Pilsner kühlen kann. Mein Gartennachbar, der nur alkoholfreies Bier trinkt, soll aber auch nicht auf seine Erfrischung verzichten. So stehen immer beide Sorten in der Innentür. Da ich die Etiketten nicht erkennen kann, kennzeichne ich das alkoholfreie Bier mit einem Schnipsgummi am Flaschenhals. Neulich öffne ich das Schränkchen und finde nur alkoholfreies Bier. Alle Flaschen sind gekennzeichnet, dabei hatte ich nur noch zwei für meinen immer mal hereinschauenden Nachbarn. Aber am Tag zuvor war doch meine Schwiegermutter zu Besuch. Ob die vielleicht?
Zu Hause hebe ich den Telefonhörer und frage sie. "Das habe ich gemacht", erklärt sie mir. "Als ich in den Kühlschrank schaute, sah ich, dass einige Flaschen keinen Gummi um den Hals hatten. Ich dachte, du hättest das vergessen. Und weil in der Schale auf dem Kühlschrank so viele bunte Schnipsgummis lagen, habe ich deine Arbeit vollendet!"
Heiko Rämisch
Aus: "Die Gegenwart", Zeitschrift des DBSV, Nr. 1, Januar 2004.
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Erstellt am Sa, 07.06.03, 10:01:19 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/alltag/passiert/alkohol.shtml