Du suchst den Eingang zu einem Gebäude, eine Treppe, irgend etwas. Ein lieber Mitmensch zeigt dir das Gesuchte und klopft dir dann drei Mal auf die Schulter; tätschel, tätschel, tätschel. Du freust dich zwar über die Hilfe, das Getätschel hätte aber nicht sein müssen. Dir wird so signalisiert: "Braves Mädchen! Schau mal, ich hab Dir dein runtergefallenes Spielzeug aufgehoben, alles ist wieder gut." So komme ich mir dann vor. Es ist einfach entwürdigend, dieses Angefasse und Getätschel. Ich bin weder ein Hund, noch ein Kleinkind oder eine 96jährige Oma, die Aufmunterung benötigt. Ich bin eine gestandene Frau, von der Figur her sogar eine Frau von Format und übe einen qualifizierten Beruf aus. Ich frage mich immer, was dieses Getätschel und Gestreichele soll. Am liebsten würde ich zurück tätscheln, fände ich es nicht so entwürdigend. Ich lebe nach der regula aurea: "Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem Anderen zu." Und was ist sinnvoll? Helfen - und gut.
© 2010 by Sandra Grenzer
Erstellt am Do, 21.10.10, 13:46:09 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/alltag/passiert/getaetschel.shtml