Wir haben sie auf einer Reise von Berlin nach Wismar kennen und belächeln gelernt. Nach der Hälfte der Strecke kam uns ein menschliches Rühren an, und mein Mann machte sich auf die Suche nach einer Toilette. Er fand auch bald eine und sogar eine von denen, die sich behindertengerecht nennen. Aber schon beim Öffnen ging für einen nahezu Blinden das Problem los. Die Schiebetür ließ sich nicht einfach wie eine gewöhnliche öffnen, sondern es musste ein Sensor gefunden werden.
Eine freundliche Dame, die die vergeblichen Versuche meines Mannes beobachtet hatte, war ihm behilflich. Nachdem die erste Hürde genommen war, sollte sich die Tür aber nun auch wieder schließen. Die gute Fee war auch noch dabei behilflich, indem sie ihm den entsprechenden Sensor, der sich im Innenraum etwa in Kniehöhe befand, zeigte. Nun konnte es ja eigentlich los gehen. Aber denkste: Die Vorbereitungen zur Geschäftseröffnung waren in vollem Gange, als sich plötzlich die Tür - glücklicherweise hörbar - wieder öffnete. Ob nun die junge Dame ahnte, dass ihre Hilfe auch im weiteren Verlauf noch gebraucht würde, jedenfalls stand sie erneut bei Fuß und erläuterte die Funktion der einzelnen Sensoren. Heute wissen wir dadurch, dass man auf das Aufleuchten verschiedenfarbiger LED's achten muss, um die gewünschte Funktion der Tür wirklich sicher auslösen zu können. Als Vollblinde frage ich mich, welche Chance ich eigentlich als Alleinreisende gehabt hätte.
Ich schlage daher vor, diese Art von Toiletten für uns Blinde in Behinderungstoiletten umzubenennen.
Brigitte und Walter Hoffmann
Aus: "Die Gegenwart", Zeitschrift des DBSV, Nr. 12, Dezember 2003.
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Sehbehindertenverbandes.
Erstellt am Do, 08.04.04, 16:20:19 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/alltag/passiert/sensor.shtml