Neulich schlug ich einen Mann in die Flucht. Wie das kam?
Ich saß zu Mittag im Büro über einem schwierigen Text, während mein Kollege zusammenräumte. Da klopfte es, und herein kam, ziemlich müden Schrittes - was bei der herrschenden Hitze nicht zu verdenken war - ein mir unbekannter Mann. Er meinte in lustlosem Ton, unsere Nachbarin hätte angerufen, ein WC sei defekt. Er wisse aber nicht wo das sei. Ich, aus meiner Arbeit herausgerissen, denke mir verwundert, wieso er denn das WC nicht findet. Es gibt zwei, ein Herren- und ein Damen-WC, die gut sichtbar sind. Außerdem haben die Herren häufig Tag der offenen Tür, was das WC nicht nur weithin sicht- sondern auch riechbar macht. Aber bei der Hitze ist vieles verständlich. Und so sagte ich ihm, wo die Kollegin sei, wisse ich nicht. Aber das WC befinde sich gleich draußen auf dem Gang um die Ecke. Schon während ich es sagte, hatte ich das Gefühl, der Gast findet meine Antwort nicht sehr hilfreich. Schade, dass ich sein Gesicht nicht sah. Er hat jedenfalls kein Wort mehr gesagt, aber fluchtartig das Zimmer verlassen. Woher er bloß plötzlich diese Energie nahm? Ich war mit meiner Weisheit ja sowieso schon am Ende. Er hätte langsamer hinausgehen können, was bei über 30 Grad angenehmer gewesen wäre. Erst als er draußen war, meinte mein Kollege, "Du, ich glaube, der suchte einen defekten PC." Da erst fiel mir ein, dass die Nachbarin erzählt hatte, ihr PC spinne. Der EDV-Mensch hat bei meiner Antwort garantiert auch gedacht, die spinnt.
Einiges haben PC und WC aber doch gemeinsam: Man kommt ohne sie nicht mehr aus!
© 2001 by Petra Raissakis, Graz
Erstellt am Mo, 20.08.01, 08:01:19 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/alltag/passiert/wc.shtml