San Francisco hat 800.000 Einwohner, davon 90.000 Chinesen, die zur Zeit des Eisenbahnbaus einwanderten. Die Stadt hieß ursprünglich Yearva buena (spanisch: gutes Gewürz) und war eine Zeitlang mexikanisch. 1846 wurde die amerikanische Flagge gehisst. Als 1848 bei Sacramento Gold gefunden wurde, wuchs San Francisco innerhalb eines Jahres von ca. 400 auf 25.000 Einwohner an. 1906 war ein verheerendes Erdbeben der Stärke 8,5, das eine Minute dauerte.
1916 wurde die fast 11 Kilometer lange Oakland Bay Bridge eröffnet, 1937 die berühmte Golden Gate Bridge mit einer Länge von 2700 Metern. Die Brücken müssen ständig gestrichen werden, damit sie nicht vom Salz zerfressen werden. Täglich werden etwa zwei Tonnen Farbe aufgebracht.
Bildbeschreibung: Die Golden Gate Bridge - die berühmteste Brücke San Franciscos
Es ist ein buntes Völkchen, das in San Francisco beheimatet ist. Die einzelnen Volksgruppen leben in eigenen Stadtteilen und bewahren sich ihren kulturellen Hintergrund. Dadurch geht man auch Konflikten mit anderen Volksgruppen aus dem Weg und übt Toleranz.
Die Stadt wirkt europäisch mit einem richtigen Stadtkern und kleinen Dimensionen, verglichen mit anderen amerikanischen Städten.
Auf unserer Rundfahrt kommen wir an der Gefängnisinsel Alcatras (Insel der Pelikane) vorbei. Maria macht uns auf den Telegraph Hill mit seinem Turm aufmerksam, der wie das Ende eines Feuerwehrschlauchs aussieht. Er wurde 1929 zum Andenken an die Feuerwehrmänner gestiftet, die 1906 beim großen Erdbeben den Brand gelöscht haben.
Die Stadt ist auf 43 Hügeln gebaut, eine echte Herausforderung für den neugierigen Touristen. Aber wem dies zu anstrengend ist, kann sich in eine der historischen Straßenbahnen aus ganz Amerika setzen. Jede trägt den Namen der Stadt, aus der sie kommt. Jede Station verfügt übrigens über eine Rollstuhlrampe.
Bildbeschreibung: Historische Straßenbahn mit Kettenantrieb
Und dann gibt es hier auch noch die berühmten Cable Cars. Sie wurden 1873 in Betrieb genommen. Heute gibt es nur noch drei Linien mit 27 Kilometer, früher waren es acht Linien mit 108 Kilometern Länge. Die Cars werden mit Ketten, die in der Straße verlegt sind, über die Hügel hochgezogen. Auf den steilen Talfahrten wird der Bremsmann aktiv. wir beschließen, uns dieses Vergnügen nicht entgehen zu lassen - auch wenn an jeder Station eine irre Menschenschlange zu sehen ist.
Die nächste Station unserer Rundfahrt sind die Twin Peaks, die beiden höchsten der 43 Hügel, von wo man einen schönen Blick über die Stadt hat.
Bildbeschreibung: Die Zwillingshügel in San Francisco mit Blick über die Stadt
Der nächste Stop ist im Golden Gate Park, quasi das Naherholungsgebiet der Städter, denn hier gibt es aufgrund der beengten Verhältnisse kaum Gärten.
Maria versorgt uns wieder mit einer netten Anekdote: Der Erbauer des Parks, John McLarren, hasste Statuen, besonders solche auf Sockeln. Darum Pflanzte er Büsche, die schnell wuchsen und sehr bald die Statuen verdeckten. Und als er starb, stiftete man ihm - welche Ironie! - eine Statue.
Die Stadt besteht vorwiegend aus eng aneinander gebauten Einfamilienhäusern. Im ersten Stock ist immer das Wohnzimmer mit großen Rundbögen und ohne Gardinen. Gärten fehlen, aber die Häuser sind bunt bemalt und bieten ein fröhliches Bild.
[golden_gate.jpg] Vom Park geht es weiter zur Golden Gate Bridge. Von der Ferne betrachtet würde wohl niemand vermuten, dass die Seile 1,5 Meter dick und die Türme 227 Meter hoch sind. In einem Souvenirladen entdecken wir ein Modell der Brücke, und so können wir uns ein Bild über die Konstruktion machen. Achja, die Golden Gate bridge ist natürlich nicht golden, sondern orange.
Die Fahrt führt uns am Veteranenfriedhof vorbei. Die Gräber sind für den morgigen Memorial Day mit Flaggen geschmückt.
Mittagrast machen wir in Fisherman's Grotto, einem luxuriösen Restaurant mit herrlichem Blick auf die Bay. Maria erzählt uns, dass in die Bay seit dem Erdbeben 1989 regelmäßig etwa 300 Seelöwen kommen. Die Fütterung ist eine beliebte Touristenattraktion. Im Frühsommer verschwinden sie jedoch für 14 Tage. Dann ist Paarungszeit.
Auf der Fahrt ins Hotel kommen wir durch das italienische Viertel, vorbei an der Kirche von St. Peter und Paul, dem Trans America Tower bis North Beach und China Town. Beeindruckend ist das Rathaus, dessen Kuppel genau 18 Zentimeter höher ist als die des Kapitols in Washington. Links davon fasziniert uns die Bibliothek, die wie ein geöffnetes Buch aussieht. Vorbei an der Symphoniehalle und dem Theater kommen wir zur katholischen Kathedrale Saint Marie's. Sie hat die Form einer Bischofsmitra und wurde 1971 aus Travertinstein erbaut.
Bildbeschreibung: Saint Marie's Kathedrale, sieht aus wie eine Bischofsmitra
Der späte Nachmittag und Abend steht zu unserer Verfügung und wir nutzen dies für eine Fahrt mit dem Cable Car, wovon uns auch die 45-minütige Wartezeit nicht abhalten kann und landen in der Bay. Entgegen der Prophezeiungen ist es zumindest anfangs sehr warm, es hat etwa 25 Grad. Aber als wir für die Rückfahrt anstehen, wird der Wind empfindlich kühl und wir verstehen Mark Twain, der während seiner Tätigkeit als Reporter in San Francisco schrieb: "Ich habe noch nie einen so kalten Winter erlebt wie den Sommer in San Francisco."
Und dann machen wir uns zu Fuß auf die Suche nach einem netten Restaurant in China Town und lernen dabei auch das andre San Francisco kennen: Auch hier leben viele Menschen auf der Straße. Sie führen in Einkaufswägen ihr Hab und Gut mit sich und nächtigen in Hauseingängen.
Von San Francisco geht es am nächsten Tag nahezu geradewegs nach Süden, die Küste entlang bis nach Los Angeles; wir nähern uns also dem Ende unserer Reise.
Die Gespräche im Bus sind gedämpft und verstummen zeitweise ganz. Es ist, als ob San Francisco, diese Stadt für alle Sinne, alle unsere Energien aufgesogen hat.
Drei Höhepunkte der letzten Tage möchte ich Ihnen jedoch trotzdem nicht vorenthalten.
Auf unserem Weg die Küste entlang kommen wir nach Monterey, die Stadt, in der John Steinbeck lebte - einer meiner Lieblingsschriftsteller. Er lebte von 1902 bis 1968 und erhielt 1962 den Nobelpreis für Literatur. Sein bekanntestes Werk ist "Die Straße der Ölsardinen" ("Cannery Row"), und genau an dieser liegt Monterey. Jedoch ist die Bay nahezu leer gefischt und die Fabriken, in denen die Ölsardinen weiterverarbeitet wurden, sind längst geschlossen.
Bildbeschreibung: Büste des Schriftstellers John Steinbeck in Monterey
Nach dem Verlassen von Monterey fahren wir den 17 Mile Drive entlang, eine Privatstraße mit vielen Villen und riesigen Golfplätzen. Mein besonderes Interesse erweckt das Haus von Alfred Hitchcock, das wie ein Hexenhaus aussieht.
Nach einem kurzen Stopp bei der "einsamen Zypresse", die ihren Namen völlig zu Recht trägt, ist sie doch weit und breit der einzige Baum in der Gegend, vollenden wir unsere Tagesetappe in Arroyo Grande, wo wir nächtigen.
Bildbeschreibung: Die "Einsame Zypresse"
Am nächsten Morgen setzen wir unsere Fahrt weiter nach Süden fort und kommen nach Santa Barbara, die größte der 21 Missionsstationen Kaliforniens, die alle nicht mehr als einen Tagesritt voneinander entfernt sind.
Sebastian Viscaino gab der Missionsstation den Namen Santa Barbara, weil er am 4. Dezember hier ankam. Die 1786 erbaute Kirche fiel 1812 einem Erdbeben zum Opfer, wurde 1864 wieder eröffnet; 1925 wieder durch ein Erdbeben zerstört und erneut aufgebaut, wobei die neue Fassade erst 1950 vollendet wurde.
Bildbeschreibung: Kloster und Teilansicht der Kirche von Santa Barbara
Die Kirche ist etwa 100 Meter lang und an ihrer Nordseite befinden sich eine Reihe von Gruften der Familien von Santa Barbara und die Gräber von 4000 bekehrten Indianern.
Im Kloster ist heute ein Museum beheimatet, das neben historischen Werkzeugen auch das Archiv der amerikanischen Franziskaner beherbergt.
Am Kirchenvorplatz kann man sehenswerte Kreidemalereien bewundern, gemalt von jungen Künstlern am Memorial Day. Die vielen Besucher haben offenbar Hemmungen, einen Fuß auf die Kunstwerke zu setzen, und wir finden das auch gut so.
Bildbeschreibung: Kreidemalereien am Kirchenvorplatz von Santa Barbara
Weiter geht es nach Süden; wir nähern uns dem Ausgangspunkt unserer Rundreise und damit auch deren Ende. Zuvor aber passieren wir noch das berühmte Malibu, das sich 30 Kilometer die Küste entlang erstreckt. Hier wurden die Außenaufnahmen für die Serie "Bay Watch" gemacht und hier hat Thomas Gottschalk sein Haus. Eines der auffälligsten Häuser gehört übrigens einem indischen Zahnarzt. Dass dessen Türme die Form von Zähnen haben, ist also kein Zufall und vermutlich eine Art Vorbereitung auf den nächsten Tag, an dem wir in eine Welt der Kuriositäten, der Sinnestäuschungen und "Action pur" eintreten werden.
Zuvor verbringen wir aber noch einen netten Abend und beschließen diesen in der Bar, wo wir jetzt schon unsere Eindrücke austauschen und bereits in Erinnerungen schwelgen. Der nächste Tag, unser Abreisetag hat aber noch einen Höhepunkt für uns bereit: Die Universal Filmstudios. Aus diesem Abenteuer der besonderen Art möchte ich zwei Highlights herausgreifen, die uns eindrucksvoll vor Augen führen, mit welchen Tricks die Welt des Films ihr Publikum erfolgreich zu fesseln versteht.
Wir müssen nahezu 20 Minuten anstehen, um uns in das erste Abenteuer zu stürzen, aber keiner weiß so recht, was uns eigentlich erwartet. Es hat etwas mit dem Film "Zurück zur Zukunft" zu tun. Einige von uns kennen zwar den Film, aber mehr wissen wir nicht.
Jeweils 6 Personen verschwinden hinter der Tür, und als wir an der Reihe sind, stellt sich heraus, dass es sich um ein scheinbar "ganz normales" Auto handelt, das wir besteigen. Als sich Schutzbügel wie in einer Looping-Bahn auf uns herabsenken, wissen wir schlagartig, dass hier nichts normal ist.
Das Auto steht auf einer Art Hydraulik, lässt sich etwa 2 Meter heben und in alle Richtungen kippen und drehen, auch die Fenster sind "zweckentfremdet", sie zeigen rundum den Film, den wir nicht ansehen, sondern in dem wir jetzt mitspielen: Wir fliegen durch die Luft, werden von Wolken eingehüllt, vor uns plötzlich eine Felswand; wir rasen nach oben und auf der anderen Seite wieder runter, durchbrechen die Mauern eines Tempels, prallen gegen Wände, werden von einem Saurier gefressen, wieder ausgespuckt und dann endgültig von ihm verschluckt ...
THE END!
Alles nur Illusion; aber selbst wenn man - wie ich - auf die optische Darstellung verzichten muss, bekommt die Phantasie durch die Bewegung und die Akustik ausreichend Nahrung, um Transpiration und Blutdruck zu heben. Es war herrlich und so täuschend echt!
Nach dieser Aufregung hatten wir nicht viel Zeit für Erholung, denn das nächste Abenteuer, eine Fahrt durch die Kulissenstadt, stand als nächstes auf dem Programm.
Bildbeschreibung: Blick von oben auf die Kulissenstadt mit Filmstudios
Da kam Kingkong auf uns zu, da verschluckte Mobby Dick einen Taucher, ein Gewitter mit echtem Wolkenbruch kam näher und machte uns auch kräftig nass und dann brach - o Schreck - auch noch die Brücke unter unserem Gefährt weg.
Da standen ganze Städtekulissen herum, das Bates Motel aus dem Film "Psycho" und eine riesige Grube, die je nach Bedarf mit Sand (für Wüsten) oder Wasser (für Meeresszenen) gefüllt werden kann. ...
Am schaurigsten war aber das nachgestellte Erdbeben, das 1906 in San Francisco einen Großteil der Stadt vernichtete. Wir befinden uns in einer U-Bahnstation, unser Fahrzeug steht still, da geht es los mit dem Gerüttel und Gewackel, dass man sich festhalten muss. Die Straße über uns bricht ein, ein LKW stürzt herab, die Gasleitung bricht und ein Feuerball kommt auf uns zu - es wird so heiß, dass ich mir den Arm vors Gesicht halte, dazu das Geräusch des Feuers so schrecklich nah, und dann der Wassereinbruch und das Gefühl: Jetzt ist das Inferno perfekt und wir sind alle verloren!
Bildbeschreibung: Ein Blick in die Filmkulissen
Wieder nur Illusion, aber eine verdammt echt wirkende Szenerie, die einem auch dann Schauer über den Rücken jagt, wenn man einerseits um diese Unwirklichkeit weiß und andererseits das Chaos - Gott sei dank! - gar nicht sehen kann.
Bildbeschreibung: Die Brücke, die sich nach dem Einsturz selbst repariert
Wir alle sind noch heftig aufgekratzt, als wir schon auf dem Weg zum Flughafen sind. Eine unglaubliche Reise neigt sich ihrem Ende zu. Nach einer abwechslungsreichen Route von über 5000 Kilometern durch den Südwesten Amerikas mit Großstädten bisher unbekannter Dimensionen, kargen Steppen, zerklüfteten Canyons und Felsblöcken, fruchtbaren Tälern, verschlafenen Kleinstädten, paradiesischen Plätzchen und dem Eintauchen in die Welt der Illusionen sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt.
Es mag ja sein, dass Sie noch verweilen möchten, wärhend wir ins Flugzeug steigen. Danke, dass Sie mich begleitet haben. Vielleicht sehen wir uns ja auf einer anderen Reise wieder.
© 2005 by Eva Papst
Erstellt am So, 26.06.05, 09:01:19 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/alltag/reise/land4.shtml