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Fachausschuß Blinden- und Sehbehindertensport im ÖBSV

Fachausschuß Blinden- und Sehbehindertensport im ÖBSV
Vorsitzender Karl Mayr
e-mail: faus.b@oebsv.or.at

Inhaltsverzeichnis:
Medizinische Klassifizierung
Aufgaben des Fachausschusses
Sportarten
Alpiner Skilauf
Nordischer Skilauf
Biathlon
Leichtathletik
Schwimmen
Judo
Radsport
Sportschiessen
Ballsport

Medizinische Klassifizierung

Es wird in 3 Klassen eingestuft:

B1 = Keine Lichtempfindlichkeit auf beiden Augen bis zu Lichtempfindlichkeit, jedoch unfähig, Umrisse oder eine Hand in irgend einer Entfernung oder Richtung wahrzunehmen.

B2 = Von der Fähigkeit, die Umrisse einer Hand zu erkennen bis zum Sehvermögen von 2/60 und/oder einem Gesichtsfeld von weniger als 5 Grad.

B3 = Von einem Sehvermögen über 2/60 bis zu 6/60 und/oder einem Gesichtsfeld von mehr als 5 Grad und weniger als 20 Grad.

Alle Klassifikationen werden beim besseren Auge und mit bestmöglicher Korrektur durchgeführt. Unabhängig davon, ob Gläser bzw. Kontaktlinsen während der Sportausübung getragen werden. Die Sportler werden national von Augenfachärzten eingestuft. Nimmt ein Sportler an einer internationalen Großveranstaltung teil, wird die Klasseneinteilung von einer authorisierten Person der IBSA (International Blindsport Association) vorgenommen.

Aufgaben des Fachausschusses

SPORTARTEN

Alpiner Skilauf

Eine visuelle Beeinträchtigung, egal ob schlecht sehend oder vollblind, ist weiters kein Problem, wenn es um ski fahren geht. Skifahren mit Blinden, vor einigen Jahrzehnten in Österreich "erfunden", wird heute in fast allen Ländern mit Wintersportmöglichkeiten, durchgeführt. Der wohl wichtigste Faktor für den Blinden ist dabei der sogenannte Begleitläufer. Diese Person fährt unmittelbar vor dem Blinden und muß diesem verbal alle Informationen liefern. Um der Gefahr entgegenzuwirken, daß ein blinder Skiläufer einen Hinweis des Begleitläufers, aufgrund verschiedener anderer akustischer Wahrnehmungen, nicht oder falsch hört, gibt es technische Hilfen, wie Megaphon oder Funkanlagen. Funkanlagen werden in erster Linie im Rennsport verwendet, wobei der Sender bzw. der Empfänger im jeweiligen Helm eingebaut ist. Auf alle Fälle ist es unumgänglich, dass der Abstand zwischen dem Begleitläufer und dem Blinden auf ein Minimum gehaltenwird. Im Besonderen bei nicht völlig blinden Skiläufern, die dem Begleitläufer audiovisuell folgen.
Wie im Straßenverkehr ist auch auf der Skipiste eine Kennzeichnung des blinden Sportlers unbedingt erforderlich. Durch den sogenannten "Maikäfer" (drei schwarze Punkte auf gelbem Grund) ist der blinde Skifahrer von jeglichem Pistenbenützer als solcher erkennbar.

Nordischer Skilauf

Bei der Führung von Sehbehinderten läuft der Begleiter ca. 3 m vor dem Athleten und weist ihm so die Richtung. Besondere Hindernisse wie z.B. Abfahrten, Kurven, Übergänge, Mulden, Eis usw. werden dem sehbehinderten Sportler rechtzeitig angesagt, damit dieser seine Lauftechnik und seine Geschwindigkeit den Verhältnissen anpassen kann. Während also bei Sehbehinderten noch der visuelle Kontakt im Vordergrund steht, orientiert sich der vollblinde Langläufer nach seinem Gehör. Hier bleibt der Begleiter meist an dessen Seite, um so einen besseren akustischen Kontakt herzustellen, aber auch um im Falle von besonders schwierigen Passagen den Blinden mit der Hand an dessen Stock sicher führen zu können. Auf diese Weise können auch Abfahrten gefahrlos und mit hohem Tempo bewältigt werden.

Die Entwicklung des Wettkampfsports:

Wie zahlreiche andere Sportarten entwickelte sich auch der Skilanglauf für Blinde und Sehbehinderte neben dem Breitensport auch hin zum Leistungssport, der mittlerweile eine ganzjährige Vorbereitung sowie intensives Training erforderlich macht. Dabei spielt neben dem traditionellen Ausdauertraining auch das regelmäßige Kraft- und Techniktraining eine große Rolle. Die Skatingtechnik (Schlittschuhschritt), welche erst Mitte der 80er Jahre erfunden wurde, kam auch bald neben der klassischen Langlauftechnik in den Wettkämpfen der Blinden- und Sehbehindertensportler zum Einsatz, was wiederum den Trainingsumfang erhöhte. Der Biathlon wird dabei in Anlehnung an die Nichtbehinderten grundsätzlich im Freien Stil (wahlweise Skating oder klassische Technik) durchgeführt. Die internationalen Wettkampfdistanzen reichen dabei von 5 bis 20 km.

Biathlon

Neben dem Speziallanglauf gibt es noch den Biathlon, eine Kombination aus Langlaufen und Schießen. Dabei sind im Wettkampf jeweils nach 2,5 Kilometern 5 Schüsse an einem speziellen Luftgewehrschießstand für Blinde auf ein 10 m entferntes Ziel mit 4 cm Durchmesser abzugeben. Das Gewehr, das fix am Schießstand bleibt, verfügt über eine akustische Zieleinrichtung, die das von der Zielscheibe reflektierte Licht in durch Kopfhörer wahrnehmbare Signale umwandelt. Nähere Informationen zum Thema Schiessen siehe unter "Sportschiessen".

Leichtathletik

Leichtathletik ist eine Wurzel dessen, was Menschen unter Sport verstehen. Sie ist transparent und leicht nachvollziehbar und sie besticht in der Eindeutigkeit und Objektivität ihrer Ergebnisse. Leichtathletik ist ein Sport zum Mitmachen und Zuschauen. Laufen, Springen und Werfen, das ist Leichtathletik. Laufen, Springen und Werfen, das sind aber auch die Grundelemente vieler anderer Sportarten. Schnell zu laufen, aus eigener Kraft zu fliegen (das ist Springen) oder einen Gegenstand fliegen zu lassen (das ist Werfen), fasziniert kleine Kinder genauso wie ältere Menschen. Jeder kennt Leichtathletik aus eigenem Erleben, während der Schulzeit, aus den Medien oder als Zuschauer. Leichtathletik ist leicht erlernbar und besticht durch ihre Unkompliziertheit. Wer zuerst das Ziel erreicht hat, ist Sieger, gewonnen hat, wer am höchsten springt oder am weitesten wirft. Aber auch die persönliche, von anderen unabhängig gesehene Bestleistung kann ein Maßstab sein. Die Objektivität der Messung mit Stoppuhr und Maßband bewirkt, daß gerade die Leichtathletik als sehr faire Sportart bewertet wird. Leichtathletik fördert nicht nur eine der motorischen Grundeigenschaften, sondern alle. Leichtathletik zählt mit Sicherheit zu einer der spektakulärsten Sportart der blinden und sehbehinderten Athleten. Aufgrund ihrer beinahe perfekten Bewegung und Koordination ist jenen SportlerInnen der Klasse B2 und B3 ihre Behinderung kaum anzumerken. Zu den größten Problemen (bezogen auf die Behinderung) zählen in der Leichtathletik die Tunnelvision (wo Abbildungen wahrgenommen werden, als würde man durch eine Röhre schauen) und die periphere Vision (seitliche Wahrnehmungen, die Kopfbewegungen provozieren).

Adaptierungen für visuell beeinträchtigte Personen:

Die Klasse B1 muß in allen Sprung-, Wurf- und in den Laufbewerben bis einschließlich 1500m mit lichtundurchlässiger Brille starten, damit jene Athleten, die noch minimale Wahrnehmungen haben, nicht bevorteilt sind. Für die Klassen B1 und B2 ist ein Begleiter oder Begleitläufer an der unmittelbaren Wettkampfanlage erlaubt. Beim 100m-, 200m- und 400m-Lauf müssen dem Athleten 2 Bahnen zur Verfügung stehen (Athlet plus Begleitläufer). Beim Weitsprung haben die Klassen B1 und B2 einen 1 m Zonenabsprung.

Schwimmen

Diese Sportart zählt zu einer der ersten, die von Blinden und Sehbehinderten als Breiten- und Leistungsport betrieben wurde. Da Blinde und Sehbehinderte meistens einen sitzenden Beruf haben, ist Schwimmen eine geeignete Ausgleichsportart für sie, denn dadurch werden sämtliche Muskeln, die durch das Sitzen ermüden, wieder bewegt und gestärkt. Schwimmen fördert auch die Orientierung sowie Mobilität und Selbständigkeit von Blinden.
Auch im Schwimmsport wird zwischen Sehbehinderten und Vollblinden unterschieden. In den 80er Jahren hat sich auch hier bei den Vollblinden die "schwarze Brille" sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene durchgesetzt, damit die Gleichheit der Vollblinden untereinander gewährleistet ist bzw. wird (wenig Sehrest bedeutet schon einen gewissen Vorteil). International werden alle Schwimmdisziplinen in den einzelnen Klassen geschwommen, hingegen werden in Österreich die Klassen B2 und B3 zusammengelegt. Im Wettkampfsport sind für Vollblinde die "Wenderichter = Abklopfer" unbedingt notwendig, um die Verletzungsgefahr zu vermeiden. Aufgabe der "Wenderichter" ist es, die an die Wende heranschwimmenden rechtzeitig zu warnen. Dafür haben sie einen Stab mit einem Softball am Ende. Mit dem Softball wird dem Schwimmer die Wende ca. 1 m vorher angezeigt.

Judo

Heutzutage gibt es für visuell beeinträchtige Menschen viele Möglichkeiten, Sport zu betreiben. Eine jener Sportarten, die besonders für Blinde und Sehbehinderte geeignet ist, ist Judo.
Fachleute teilen die Meinung, daß ein gut trainierter blinder Judoka kaum Nachteile gegenüber einem sehenden Judoka hat. Blinde haben ein ausgezeichnetes Gefühl für ihren Körper, mit dem sie jede Situation, jeden Angriff oft schneller erkennen können als ein Sehender. Judo entwickelt Selbstdisziplin und Achtung vor sich selbst und anderen. Konzentration und Führungsfertigkeiten werden ebenso erlernt und geschult, wie physische Koordination, Kraft und Flexibilität. Ein Sport, der aus einer Kampfkunst entstanden ist, entwickelt weiters vollständige Körperkontrolle, gutes Gleichgewicht und schnelle Reaktion.

Radsport

Jeder hat wohl schon einmal ein Tandem gesehen. Mit so einem "doppelten Fahrrad" ist es dem blinden und sehbehinderten Sportler möglich zu radeln. Das einzig notwendige dafür, außer dem Tandem selbst, ist ein Pilotfahrer, der die Steuerung übernimmt. Tandemfahren bietet sich in verschiedenen Formen an: zum einen, um einen Ausflug mit der Familie oder Freunden zu machen und zum anderen als Wettkampfsport. Wie es ein Rennfahrrad (einen Renner) gibt, gibt es ein Renntandem.

In folgenden Disziplinen werden Wettkämpfe ausgetragen:

Straßenrennen 50-70km (international = 100 - 120km)
Einzelzeitfahren 15-25km
Rad-Bahn 200m Sprint, 1000m und 4000m Verfolgung

Beim Radsport wird nur in einer Blindenklasse (B1/B2/B3), und getrennt nach Damen-, Mixed und Herrenteams, gewertet.

Sportschießen

Es erscheint für Außenstehende nahezu unbegreiflich, wenn blinde Menschen den Schießsport ausüben. Blind sein und mit einem Luftdruckgewehr hantieren, widerspricht den Vorstellungen der meisten Mitmenschen. Und trotzdem hat gerade diese Sportart unter blinden Sportlern viele Freunde gefunden. Auf einem im Schießsport üblichen Luftdruckgewehr wird eine elektronische Zieleinrichtung montiert - an Stelle von Kimme und Korn -, die die unterschiedliche Färbung, der speziell für blinde Schützen entwickelten Zielscheibe in verschieden hohe Tönen umwandelt. Das Zentrum der Zielscheibe, der Zehner, ist weiß und erzeugt durch die Elektronik den höchsten Ton. Nach Außen hin werden die Ringe immer dünkler, was einen tieferen Ton ertönen läßt, somit kann der blinde Schütze sein Ziel "hören". Grundsätzlich gelten für den Schießwettbewerb der Blinden die allgemein gültigen Regeln für das Luftgewehrschießen (UIT). So können blinde Schützen die vorhandenen Schießsporteinrichtungen nutzen und zielen auf Zielscheiben, die 10 Meter vom Schützen entfernt sind. Notwendig ist für Blinde nur eine stärkere Beleuchtung der Zielscheiben, damit die Elektronik die Farbunterschiede auf der Zielscheibe gut erfassen kann. Die Ausübung sportlicher Tätigkeiten von blinden Menschen ohne die Hilfestellung von sehenden Begleitern und Betreuern ist nicht denkbar. So bedarf auch der blinde Schütze eines sehenden Assistenten, der dem Blinden geringfügige Hilfestellungen beim Einrichten auf die richtige Zielscheibe gewährt und der dem blinden Schützen die erzielten Treffer auf der Zielscheibe bekanntgibt. Alle anderen Handgriffe und Techniken im Schießsport werden vom blinden Schützen selber ausgeführt.

Ballsport

Torball/Goalball entwickelte sich in den sechziger Jahren aus dem Bestreben, auch für blinde und sehbehinderte Menschen ein Spiel mit dem Ball zu schaffen. Damit sehbehinderte Spieler eine gute Chance erhalten, einen geworfenen Ball auch fangen bzw. abwehren zu können, darf der Ball nicht durch die Luft geflogen kommen, sondern der Ball muß nahe dem Boden geführt werden. So verwendete man vorerst einen 2 kg schweren Medizinball, der relativ langsam anrollte und aufgrund seines Gewichtes wenig sprang. In der Folge kam ein 2 kg schwerer Gummiball zum Einsatz, in dessen Innerem hörbare Glöckchen/Schellen eingearbeitet wurden.
Parallel dazu entwickelte sich etwa seit Anfang der siebziger Jahre in manchen Ländern, wie Deutschland und Italien, ein Ballspiel mit einem Klingelball, der nur ein Gewicht von 500 g aufweist.

Aus dem Spiel mit dem 2 kg schweren Ball wurde die heutige paralympische Ballspieldisziplin "Goalball", das in ca. 40 Ländern der Erde praktiziert wird, und aus dem Spiel mit dem 500 g schweren Ball wurde das als IBSA-Sportart anerkannte Ballspiel, "Torball", das ganz besonders in den mitteleuropäischen Staaten sehr verbreitet ist. In Österreich wurden bis Mitte der siebziger Jahre insgesamt 23 "Goalball"-Meisterschaften ausgetragen, woran in Spitzenjahren bis zu 18 Herren und 8 Damenmannschaften teilnahmen. Seit 1985 gibt es alljährlich österr. Meisterschaften in Torball, das somit das "Goalball"-Spiel in Österreich abgelöst hat.

Kurzbeschreibung des Torballspieles:

Torball ist ein Ballspiel für blinde und sehbehinderte Männer und Frauen. Es wird von zwei Mannschaften mit je drei Spielern auf dem Boden von Sporthallen gespielt. Damit zwischen den Spielern Chancengleichheit besteht, müssen alle Spieler während des gesamten Spieles eine lichtundurchlässige Brille tragen. Auf jeder Schmalseite des rechteckigen Spielfeldes von 7 m x 16 m wird ein Tor errichtet. Gespielt wird mit einem Klingelball (Gewicht von 500 g), der während des Spieles, unterhalb von drei über das Spielfeld gespannten Leinen hindurch geworfen werden muß. Das Ziel des Spieles ist, den Ball so zu werfen, daß er die gegnerische Torlinie überquert, während die andere Mannschaft dies zu verhindern versucht. Im nächsten Spielzug übernimmt die verteidigende Mannschaft das Angriffsspiel und die vorherigen Angreifer verteidigen ihr Tor. Die Spielzeit eines Spieles beträgt zwei mal 5 Minuten reine Spielzeit. Bei der Ahndung von Regelverstößen (Strafwurf bzw. Penalty) muß (müssen) für den nächstfolgenden Wurf 1 bzw. 2 Spieler der bestraften Mannschaft das Spielfeld verlassen. Der Austragungsmodus für Wettbewerbe sieht vor, daß jede Mannschaft einmal gegen jede andere zu spielen hat und im Anschluß daran die Bestplatzierten eine Finalrunde bestreiten. Dies bedeutet, daß bei einem Turnier von jeder Mannschaft 8 bis 10 Spiele an einem Tag zu absolvieren sind.

Erstellt am So, 11.02.01, 08:01:19 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/alltag/sport/faus.shtml

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