Als ich vor die Haustür trete, muss ich zu meiner Freude feststellen, dass es regnet. Begeistert krame ich zu unterst aus meinem Rucksack den Regenschutz hervor, den ich immer mit mir trage. Ich weiß ja meistens nicht, was mich vor der Tür erwartet und wie sich das Wetter entwickeln wird. Dieser Tag beginnt jedenfalls wirklich großartig!
Ich ziehe also den Regenschutz an. Am Kopf werde ich allerdings nass werden. Die Kapuze beeinträchtigt das Hören. Das kann ich mir nicht leisten. Es ist so schon gefährlich genug.
Endlich fertig, setze ich mich langsam in Bewegung. In meiner Gasse tropft es mir zusätzlich noch vom Nussbaum auf den Kopf. Nachdem es aber eine ruhige Seitenstraße ist, komme ich problemlos voran. Dann biege ich in eine stark befahrene Straße ein, und der Horror beginnt.
Durch die nasse Straße sind die Autogeräusche viel lauter. Das Rauschen der Nassen Reifen gesellt sich zum Geräusch des Regens. Diese unangenehmen Geräusche überdecken alles andere. Ein paar Mal habe ich Mühe, mich zu beherrschen, um nicht panisch zur Seite zu springen, weil ich vor allem bei großen Autos das Gefühl habe, dass sie mich überfahren. Sie wirken so nah, und mir kommt jedesmal vor, sie fahren auf dem Gehsteig, was natürlich Unsinn ist. Mein Gehör spielt mir immer wieder Streiche. Und ich lasse mich jedesmal aufs Neue täuschen. Alles wirkt viel näher als sonst. Entfernungen kann ich noch schlechter als gewöhnlich abschätzen. Mein Stock stößt immer wieder an Hindernisse und ich erschrecke. Normalerweise weiche ich dem Meisten aus, weil ich es höre, kurz bevor mein Stock damit in Berührung kommt. Außerdem ist der Gehsteig ziemlich schmal. Ich kann nirgends ausweichen und die rasch vorbeifahrenden Autos spritzen mich von unten bis oben an.
Ich bin heilfroh, als ich endlich wohlbehalten die Bushaltestelle erreiche und diesem Wirbel und dem Naß, das von allen Seiten auf mich fällt, für kurze Zeit entkomme.
© 2000 by Petra Raissakis, Graz
Erstellt am Fr, 01.12.00, 08:01:19 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/alltag/unterw/regen.shtml