In dieser Projektreihe geht es darum bauliche Sehenswürdigkeiten für blinde Menschen und Kinder "(be-)greifbar" zu machen.
Während eines dreimonatigen Praktikums in den USA für seine Ausbildung als Dipl. Behindertenpädagoge machte sich Kurt Hohensinner die ersten Gedanken zu diesem Thema, als er mit einer Gruppe behinderter Menschen Disney Land in Kalifornien besuchte. Dort werden die berühmten Comic Figuren in Form von kleinen Kunststoffpuppen blinden Menschen haptisch wahrnehmbar gemacht.
Die Idee ist, besonders im Hinblick auf das Jahr 2003, in dem Graz Kulturhauptstadt der Europäischen Union sein wird, vor Kulturbauwerken und anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt eine detailgenaue Miniatur des entsprechenden Bauwerks auf einem Sockel zu präsentieren, damit blinde Menschen sie mittels ihres Tastsinns räumlich wahrnehmen und somit erleben können. Sehbehinderte und blinde Menschen haben bestenfalls eine vage Vorstellung von dem Aussehen eines Gebäudes. Sie sind nicht in der Lage die umfassende Schönheit unserer kulturellen Bauten wahrzunehmen. Verschiedene Baustile und architektonische Besonderheiten können sehbehinderten und blinden Menschen nur durch Sprache oder Brailleschrift nahegebracht werden. Auch taktile Skizzen können der betroffen Zielgruppe nur im Ansatz die Struktur eines Gebäudes vermitteln. In anderen europäischen Staaten hat man hier große Schritte gesetzt, indem man taktil wahrnehmbare Modelle geschaffen hat um sehbehinderten und blinden Menschen einen Zugang zum kulturellen Gut zu schaffen. Auch Kinder, sehgeschädigte Senioren und Touristen sind durch diese Modelle in der Lage die Baukultur taktil, dreidimensional in seiner Schönheit und Komplexität zu erfahren.
Das Kunsthaus von Cook und Fournier ist nach dem Grazer Uhrturm, der bereits im Sommer 2002 präsentiert wurde, das zweite Projekt dieser Reihe, die noch weiter fortgesetzt werden soll. Beide Modelle wurden von der Firma Idee & Design Werbekonzepte GmbH. aus Stainz, die sich auf die Herstellung von Plastiken spezialisiert hat, gefertigt.
Das Modell des Kunsthauses ist ein weiterer konkreter Schritt der Ausgrenzung sehbehinderter und blinder Menschen im Bereich der Baukultur zu entgegnen. Hier übernimmt die Stadt Graz, wie in vielen anderen Dingen eine Vorreiterrolle innerhalb Österreichs. Wesentliche Faktoren sind aber auch, dass es sich nicht nur um den Zugang der oben erwähnten Zielgruppe handelt. "Grazer Kultur für blinde Menschen und Kinder "(be-)greifbar" machen" soll nicht nur aktiv zur Integration blinder Menschen beitragen, sondern auch Familien mit Kindern und behinderten Menschen die Architektonik von wichtigen Grazer Bauwerken näher bringen. Weit über Graz hinaus soll dieses Projekt, auch nach 2003 - dem Jahr in dem die Gleichstellung behinderter Menschen in den Verfassungen der Mitgliedstaaten über eine Direktive der Europäischen Gemeinschaft verankert wird - andere Städte anspornen es uns gleich zu tun.
Kurt Hohensinner
Alexander Ceh
© 2003 by Kurt Hohensinner und Alexander Ceh
Erstellt am Fr, 14.02.03, 08:02:55 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/angebote/kunsthaus.shtml