Alles begann vor einigen Jahren mit dem Wunsch nach einem tastbaren Stadtplan.
Als das Projekt verwirklicht war, zeigte sich, dass Planlesen nicht so einfach ist und es Stunden und Übung bedurfte, den Plan zu verstehen. Deshalb wurde aus unregelmäßigen Treffen zuerst ein vierzehntägiger Rhythmus, bis wir uns schließlich wöchentlich trafen, da sich neben dem Korrigieren des Stadtplanes mittlerweile eine Menge anderer Arbeiten fanden.
Bis zu dem Zeitpunkt gab es keinerlei Zusammenkünfte Sehgeschädigter, außer zu sportlichen Aktivitäten, um Erfahrungsaustausch zu pflegen. Wir stellten bald fest, dass es auch von Geburt an Betroffenen gut tat, über die Bewältigung alltäglicher Situationen zu diskutieren. Dieser Austausch wurde uns sehr wichtig. Wieviel wichtiger aber muss er dann für Menschen sein, die ganz plötzlich Sehprobleme bekommen. Daraus ergab sich die Idee einer Selbsthilfegruppe.
Mittlerweile sind wir eine kleine Gruppe, die sich am letzten Dienstag des Monats um 17 Uhr im Beratungszentrum des Fördervereines im Odilien-Institut trifft. Unsere Sehbehinderung ist unterschiedlich - jeder bringt andere Erfahrungen ein. In lockerer Atmosphäre tauschen wir Tipps und Tricks aus, erlangen oft neue Sichtweisen und lernen voneinander. Es gibt kein Thema, über das wir nicht reden. Bei diesen Treffen werden Ängste und Frust aber auch Erfolgserlebnisse besprochen, wobei der Humor nie zu kurz kommt. Wir möchten zeigen, dass trotz Sehbehinderung das Leben Sinn hat und schön sein kann. Auf die vielen Fragen und Ängste, die sich aus einer solchen neuen Situation ergeben, möchten wir eingehen.
Obwohl wir uns nun doch schon sehr gut kennen, ist es immer wieder faszinierend, zu sehen, wie verschieden jeder von uns mit seiner Behinderung und speziellen Situation umgeht. Blinde Menschen haben es im Vergleich zu sehbehinderten Menschen oft einfacher, da nichts Sehen können eindeutig ist. Wie kann ich jemandem erklären, wieviel und was ich sehe, wenn das von so vielen verschiedenen Faktoren (Art der Sehbehinderung, Lichtverhältnisse, Auffassungsgabe) abhängt. Viele Sehgeschädigte überfordern sich immer wieder selbst, weil sie ihren verbleibenden Sehrest überschätzen.
Häufig vertiefen wir uns in Diskussionen über die Kennzeichnung mit Blindenschleife oder Stock, sowie die Verwendung von Hilfsmitteln. Gerade daran zeigt sich, dass jeder seine Zeit braucht, die Behinderung zu akzeptieren und seinen eigenen Weg finden muss. Was wir anbieten können, ist Begleiten und Beraten.
Da wir selbst erfahren haben, wieviel wir voneinander lernen können und dass sich im Gespräch mit Betroffenen oft Lösungen ergeben, hoffen wir, auch Ihnen etwas davon weitergeben zu können. Wir freuen uns auf jeden, der uns besuchen möchte, sei es, weil Sie selbst eine Sehbehinderung haben, in Ihrem Bekanntenkreis jemanden kennen, der Schwierigkeiten mit dem Sehen hat oder einfach daran interessiert sind, wie man mit dieser Behinderung zurechtkommt.
Wir treffen uns am letzten Dienstag des Monats (außer in den Schulferien) um 17 Uhr im Beratungszentrum des Fördervereins, Leonhardstraße 130, 8010 Graz, (im Glasvorbau direkt bei der Straßenbahnhaltestelle). Tel.: 0316-322 667/50.
Herzlich Willkommen!
© 2001 by Petra Raissakis, Graz
Erstellt am Di, 17.10.00, 11:02:55 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/angebote/shg.shtml