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Umwelt und Verkehr:
Sonderzug für BSV-Saarland
Blinde und Sehbehinderte Stellen Deutsche Bahn auf den Prüfstand

Ab Sommer dieses Jahres (2002) sind sie im Einsatz, die schicken roten Wagen im Nahverkehr der DB. "ET 426" heißt der neue Zug und löst die alten muffigen Wagen ab. - Schön, schnittig und sparsam: Personal braucht man nur noch am Steuer; Schaffner gibt es wie bei der Stadtbahn nicht mehr; Schiebetüren funktionieren von selbst und Fahrkarten kauft man ohnehin am Automaten.

Wie praktisch und schnell. Kaum hält der Zug, schon schließen die Türen und anstehende Verspätungen werden aufgeholt. Es sei denn, da ist jemand in der Tür stecken geblieben. Heinz-Pit hatte seinen Stock vorgestreckt, die Tür schob sich zusammen, Pit war draußen und der Stock eingeklemmt - die Lichtschranke ist so ungünstig angebracht, dass nur ganz Flotte zeitig auf der Stufe stehen und die Tür offen bleibt. Da wird auch die Mutter mit ihrem Kind Probleme kriegen und von meiner Oma will ich gar nicht erst reden. Man kann zwar die Tür wieder zurückschieben, Aber der Schreck mag doch tief sitzen.

Schnell muss es halt gehen; Hilfe (beim Einsteigen) ist nicht angesagt. Der Lokführer hat auf seinem Stand zu stehen und nur wenig Einflussmöglichkeit. Allerdings kann man ihn per Sprechanlage am Einstieg erreichen.

Im Zug dann treffen wir die alten Geschichten. Die Ansagen sind noch nicht ausreichend. Erst gegen Ende des Jahres, wenn alle neuen Fahrzeuge im Einsatz sind, sollen sie automatisiert werden. Dann wird auch die Ausstiegsseite angesagt; Glastüren sind für Sehbehinderte nicht gekennzeichnet, manche Haltegriffe sind zu hoch angebracht und Stufen haben natürlich auch keine Markierungen. Auf dem Klo gibt es zwei feine Drücker, einen zum Spülen, den andern zum Alarm. Da muss man halt mutig sein!

Wir haben vorgeschlagen, ein Piepton an der Ausstiegstür hören zu lassen und natürlich für richtige Ansagen zu sorgen; Die Bahnsteige sollen angeglichen werden, damit die Ausstiegshöhe immer gleich ist und an der Außentür wäre ein Signal auch nicht schlecht, Fände man doch den Knopf zum aufdrücken besser.

Immerhin wurden die Sensortasten zum öffnen der Einstiegstüren durch eine Wulst gekennzeichnet. Blinde können sie so besser ertasten. Übrigens, die Türen kann man womöglich mit dem Stock erfummeln, wenn man am Zug entlang läuft.

Schwierig ist halt die Zeit. Wegen eines ständig steigenden Rationalisierungsdruckes setzt die Bahn moderne Technologie ein, um Personal zu sparen. Das geht natürlich zu Lasten derjenigen, die auf Service angewiesen sind. Das kann nicht gut gehen.

Schade, ist doch der Zug sonst ganz gut; und die Deutsche Bahn hat sich für uns viel Mühe gegeben. Wir fanden das prima und hoffen, dass unsere Anregungen an die richtige Stellen kommen und umgesetzt werden. - Vielleicht hilft das Bundesgleichstellungsgesetz ja auch und Vertreter der Betroffenen werden bereits bei der Planung eingebunden.

Für die Mühe und die unkomplizierte Offenheit auch beim Einsatz des Sonderzuges bedanken wir uns sehr.

Aus: "Die Gegenwart", Zeitschrift des DBSV, Nr. 10, Oktober 2002.
Weitere ausgewählte Artikel aus der "Gegenwart" finden Sie auf der Homepage des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes.

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Erstellt am Mo, 10.12.03, 08:01:19 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/verkehr/bahn.shtml

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