1994 lief mir eine ehemalige Schulkollegin über den Weg, die einen Blindenführhund an ihrer Seite hatte. Ich war damals noch ein Langstock-Benutzer und war total begeistert von der Führarbeit ihres Vierbeiners. Sie (Hündin) führte exakt und außerdem gefiel mir das freundliche, lebhafte Wesen. Immer mehr spielte ich mit dem Gedanken, eines Tages auch einmal ein so kluges Tier an meiner Seite zu haben. Aber zuvor musste ich mir über einige Tatsachen klarheit verschaffen. Viele Fragen kamen mir in den Sinn:
- Will ich auch einen Führhund, der mir das oft mühsame Langstock-gehen erleichtert?
- Kann ich mich in fremden Gegenden sicher und schnell
fortbewegen?
- Habe ich genügend Zeit, Energie und Platz für ihn, um ihm ein
artgerechtes Leben zu ermöglichen?
- Was passiert, wenn er krank wird?
- Worauf muss ich achten, wenn ich mit ihm unterwegs bin?
- Welche Möglichkeiten der Hilfe kann ich beanspruchen, wenn etwas
nicht so klappt, wie man sich das vorgestellt hat? etc.
All diese Fragen und noch mehr bekam ich beantwortet und einige Zeit
später war ich mir sicher:
Ich will einen Blindenführhung als treuen Helfer und Begleiter.
Vom Antrag bis zur Bewilligung vergingen ungefähr sechs Monate und schließlich war es so weit. Zu dieser Zeit wurde gerade eine Deutsche Schäferhündin mit der Ausbildung fertig und die Blindenführhunde- schule meinte, dass dies mein Führhund werden sollte.
Also begab ich mich für drei Wochen in die Führhundeschule.
Gleich nachdem ich ankam, konnte ich zum ersten Mal meine Aika
"begreifen" und begrüßen. Sie gefiel mir auf den ersten "Griff"
und ich war Feuer und Flamme!
Vom ersten Tag an war sie an meiner Seite und wir konnten uns
langsam kennenlernen.
In der ersten Phase der Einschulung lernte ich im Trockentraining die Hörzeichen konsequent und gleichmäßig zu geben. Nach einigen Tagen Trockentraining folgte die eigentliche Einschulung mit dem Hund im Führgeschirr. Die Schnelligkeit beim Gehen mit dem Hund bereitete mir anfangs etwas Schwierigkeiten, aber auch das wurde ich mit der Zeit gewöhnt.
Nach den drei Wochen fand noch eine Woche Einschulung am Wohnort statt. Wir lernten die nähere Umgebung meiner Wohnung kennen und auch für Aika gab es viel Neues und Interessantes zu entdecken. Diese Woche ging schnell vorbei und dann waren wir auf uns gestellt.
Natürlich war nicht immer alles eitle Wonne!
Ich tat mir am Anfang sehr schwer dem Führhund zu vertrauen und
außerdem musste ich erst langsam lernen, die Körpersprache des
Hundes zu verstehen. Sehr oft musste ich in der Anfangsphase
den Ausbilder kontaktieren und anfordern, um Missverständnisse
zwischen mir und dem Hund auszumerzen. Aber es gelang uns dann
immer besser ein Team zu werden.
Jetzt sind es fast sechs Jahre, die wir zusammen verbringen.
Wenn ich nun diese letzten Jahre Revue passieren lasse, kann ich sagen, dass es eine gute Entscheidung war, den Weg gemeinsam zu gehen.
Inzwischen kann ich mir ein Leben ohne meine Aika nicht mehr vorstellen.
Sie ist ein aufgeweckter, sensibler, freundlicher und guter Führhund.
Sie ist keine Maschine wie viele Menschen glauben und hat genauso
wie wir manchmal einen "schlechten Tag". Sie spielt sehr gern und
liebt Unbekanntes. Das, was ich an ihr am meisten schätze ist,
dass sie mich tröstet, wenn es mir nicht gut geht.
Es ist für mich unvorstellbar, sie einmal nicht mehr an meiner Seite
zu spüren.
Abschließend möchte ich noch erwähnen:
Als ich mich noch mit dem Langstock fortbewegte, fiel es mir sehr
schwer zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen. Diese Hürde konnte
ich mit Aika um einiges leichter bewältigen, da sie das
Brückenbauen übernahm. Viele Menschen finden durch Aika leichter
das Gespräch mit mir.
Außerdem darf man auch die gesundheitsfördernde Komponente nicht
außer Acht lassen. Bewegung im Freien - auch wenn das Wetter
nicht immer mitspielt -, tut mir gut und dem Hund gibt es die
Gelegenheit, seinen Bedürfnissen und Interessen zu folgen.
Natürlich gibt es Tage, an denen ich mir denke: "Nach Aika kommt
mir kein Hund mehr in die Wohnung", weil es manchmal anstrengend
ist (Wohnung, Hund, Beruf etc.) unter einen Hut zu bringen.
Nichts destotrotz:
Aika ist nicht mehr wegzudenken!!! Sie ist mein bester Freund
und Helfer. Auch schenkt sie mir ihr Vertrauen und ihre Zuneigung;
dies entschädigt für so Vieles!!!
© 2001 by Ingeborg Prugg
Erstellt am Fr, 02.02.01, 08:01:19 Uhr.
URL: http://anderssehen.at/hund/aika.shtml