Endlich holt mich Simone wieder in die Küche. Ich habe hinter dem Rücken der Menschen mal geschaut, was es auf dem Tisch so gibt und von Simones Tee probiert. Daraufhin bekam Birgit einen Schreianfall und mit dem Wort "Auszeit!" musste ich das Zimmer verlassen und wurde von der Gesellschaft verbannt. Diese neueste Methode der Hundeerziehung las Birgit in entsprechender Fachliteratur, verfasst von einem Amerikaner. Ich kenne zwar ein bis zwei American Stafford Terrier-Hunde, aber keine menschlichen Amis. Allerdings eins kann ich euch so schon sagen: den, der sich diese Strafe ausgedacht hat, würde ich am liebsten in die Wade zwicken. Ich mag gar nicht gern allein sein, vor allem nicht ohne Simone. So bin ich ganz deprimiert, wenn alle anderen drinnen sind, nur ich muß in der Veranda sitzen. Nach drei Minuten darf ich wieder rein. Wobei Simone es glücklicherweise selten so lange aushält und mich gleich wieder abküsst. Aber Birgit ist heute besonders aufgebracht, weil die vier Mohrenkopfpapageien sie schon geärgert haben. Nachdem das Wetter ja nun vorbildlich frühlingshaft ist, dürfen sie durch das Fenster von der Innen- direkt in die Außenvoliere fliegen bzw. auf einem eigens dafür deponierten Ast hinausbalancieren. Vogel "Ugly" braucht Letzteren, weil er nicht fliegen kann. Er lebte bei Vorbesitzern 20 Jahre lang in einem engen Wellensittich-Käfig ohne Partner, rupfte sich sämtliche Federn raus, die nicht mehr nachwachsen und brach sich den linken Flügel, was jahrelang unbehandelt blieb. Allerdings ist er trotzdem der Chef des Vogelschwarms. Hin und wieder plumpst er aus dem Geäst auf den Boden, erklimmt dann aber unverdrossen, vor sich hinzeternd auf einem Seil wieder die luftigen Höhen. Kater Macak und ich besehen uns dieses Schauspiel jedes Mal verzückt von außen und fragen uns, warum die Voliere so ein engmaschiges Gitter haben muß. Na jedenfalls waren sie heute alle draußen und sollten am Abend wieder rein. Birgit scheuchte sie von außen mit dem Reisigbesen hinein. Leider geht das Fensterchen nur von innen zu schließen, aber jedes Mal, wenn Birgit innen ankam, waren "Balu" und "Zulu" wieder draußen. Nachdem die beiden ihr ca. vier bis fünf Mal zu dieser abendsportlichen Übung verhalfen, hatten sie dann doch ein Einsehen und blieben drinnen. Nach solcherart Ereignissen empfiehlt es sich für alle Tiere, lieber nichts mehr anzustellen. Das fällt nicht nur mir, sondern auch Kater Macak schwer. Neulich hatten aber alle mal einen Tag Ruhe vor ihm. Da lag er in Narkose, er wurde nämlich kastriert. Schon gleich nach dem Aufstehen gab Simone ihm eine Spritze, eine halbe Minute später torkelte er unter den Küchentisch und miaute schwächlich, er sei ganz schläfrig. Als er tief eingeschlafen war, legte sie ihn auf den Küchentisch und verkündete, sie müsste noch die Utensilien zusammensuchen. Da kam Birgit, die im Keller die Kaninchen Dinja und Goliath gefüttert hatte, wieder rein und entsetzte sich: "Du wirst das doch nicht auf'm Küchentisch, wo ich hinterher meinen Kaffee trinke, tun!" Also bettete Simone ihn auf die mit Zeitungspapier belegte, alte, antike Kommode, die noch von Birgits Urgroßmutter stammt. Nachdem die Aktion beendet war, durfte er zum Ausschlafen mein Hundebett benutzen. Ich musste noch drei Tage lang immerzu an seinem Hinterteil riechen, konnte aber die Veränderung nicht ganz einordnen. Macak darf nun auch frei im Garten laufen, weil er häuslich bleiben wird und nicht den Katzendamen nachsteigt. Er hat allerdings das Pech, dass er nicht auf Waldspaziergänge mit darf, und auch nicht zu unserem neuen Domizil.
Dort rückten vor einigen Tagen Bauarbeiter an, u.a. mit einem großen Fahrzeug, das die Menschen Bagger nennen. Diese Leute sind mir sehr sympathisch, weil sie ein Hobby mit uns Hunden gemeinsam haben. Nämlich buddeln. Birgit sagt, sie graben für einen neuen Parkplatz. Ich schätze allerdings, dieser Bagger ist die neueste Erfindung dafür, so viele Wühlmäuse wie möglich gleichzeitig zu erbeuten. Marusa und ich helfen ihm jedenfalls emsig dabei. Wir sind zwar noch nicht fündig geworden, aber es bringt viel Spaß. Fündig werden wir aber vielleicht nächstes Wochenende, zwar nicht was Wühlmäuse, aber was Oster-Hundekekse betrifft, die Birgit und Simone für uns verstecken wollen. Da freu ich mich schon drauf. Ich wünsche euch ein wunderschönes Osterfest!
Bis bald!
Euer Jamie
© 2004 by Simone
Erstellt am Fr, 09.04.04, 15:12:19 Uhr.
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